

Lufthansa-Piloten stimmen für Streik - Konzern für weitere Verhandlungen
Bei Deutschlands größter Airline, der Lufthansa, stehen die Zeichen auf Streik. In einer Urabstimmung der Gewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) sprach sich eine sehr große Mehrheit der Piloten und Pilotinnen für Arbeitskampfmaßnahmen aus. Hintergrund ist ein Streit um ihre betriebliche Altersvorsorge. Die Lufthansa plädierte am Dienstag für "Lösungen am Verhandlungstisch" - dabei müsse aber die "wirtschaftliche Leistungsfähigkeit" der Kernmarke berücksichtigt werden.
VC und Lufthansa verhandelten in sieben Runden über die betriebliche Altersvorsorge für die Piloten - ohne Ergebnis. Die Gewerkschaft erklärte die Verhandlungen für gescheitert und rief Anfang September zur Urabstimmung auf, und zwar die Piloten der Kernmarke Lufthansa Classic und der Frachtsparte Lufthansa Cargo.
An der Abstimmung beteiligten sich deutlich mehr Mitglieder als erforderlich: 88 Prozent der Piloten bei Lufthansa Classic und 96 Prozent bei Cargo stimmten dafür, "bei Bedarf alle notwendigen Maßnahmen bis hin zu Arbeitskampfmaßnahmen einzuleiten".
"Das Ergebnis ist ein starkes Signal der Geschlossenheit unserer Mitglieder", erklärte VC-Präsident Andreas Pinheiro. "Die Pilotinnen und Piloten stehen klar hinter den Forderungen und ihrer Tarifkommission." Arne Karstens, Sprecher der Tarifkommission, erklärte, er erwarte nun, "dass Lufthansa die Signale der Belegschaft ernst nimmt und endlich ein verhandlungsfähiges Angebot zur betrieblichen Altersversorgung vorlegt".
Lufthansa-Personalvorstand Michael Niggemann erklärte, die VC wolle die Verhandlungen wieder aufnehmen - "das begrüßen wir". Tragfähige Lösungen könnten nur am Verhandlungstisch gefunden werden.
Niggemann schränkte aber ein: Die Urabstimmung habe die Gestaltungsspielräume nicht vergrößert. Verhandlungslösungen müssten mit der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit der Lufthansa Kernmarke Classic vereinbar sein. "Unser Anspruch für die weiteren Verhandlungen bleibt, die Zukunftsfähigkeit der Kernmarke Lufthansa Classic nachhaltig zu sichern."
Laut Gewerkschaft erhielten Pilotinnen und Piloten bei der Lufthansa bis 2017 eine klassische Betriebsrente mit garantierten Auszahlungen. Diese sei dann auf Drängen des Arbeitgebers durch ein kapitalmarktfinanziertes Modell ersetzt worden. Nach Angaben von VC verfehlt dieses Modell das frühere Niveau "deutlich". Die Altersvorsorge sei aber "ein zentrales Fundament der Lebensplanung für Pilotinnen und Piloten - mindestens genauso wichtig wie die gesetzliche Rente", betonte die Gewerkschaft am Dienstag.
Ein Streik käme für die Fluggesellschaft höchst ungelegen. Erst am Montag hatte der Lufthansa-Konzern angekündigt, wegen verfehlter Renditeziele bis 2030 überwiegend in Deutschland rund 4000 Stellen abbauen zu wollen. Der Fokus des Abbaus liegt demnach auf der Verwaltung.
Im Lufthansa-Konzern, zu dem eine Reihe weiterer Airlines wie Brussels, Austrian, Swiss und Eurowings gehören, wird seit geraumer Zeit über die Arbeitsbedingungen gestritten. Arbeitnehmervertreter werfen der Konzernleitung vor, mit der Gründung neuer Airlines bewusst bestehende Tarifsysteme zu untergraben.
F.W.Simon--LiLuX